Nach über zehn Jahren Abstinenz habe ich die letzte Kiste, die ich mir von dem Hobby meiner Kindertage (mein erstes Startset hatte ich mit 11 Monaten!) aufbewahrt hatte, aus dem Keller geholt.
Ich habe mir einen neuen Trix-Katalog geholt und mich gewundert, daß ich 15 Mark dafür zahlen sollte, ich hatte den Preis noch mit 5 Mark in Erinnerung, was ich schon damals nicht verstanden hatte, ich - der Kunde - sollte dafür bezahlen, mich über das Angebot des Herstellers informieren zu dürfen. Warum ist bloß noch kein Autohersteller auf die Idee gekommen, seine Prospekte zu verkaufen?
Es folgten die Kataloge von Fleischmann, Arnold, Roco, Faller, Vollmer, Kibri, Noch und Brawa - und schon waren die ersten 70 Mark weg. Doch ohne die Kataloge auszukommen ist beinahe unmöglich, da besonders Internetanbieter oftmals nur die Artikelnummer und eine (zu) kurze Beschreibung angeben - Bilder sind leider Mangelware. Hinzu kommt, daß mit der Neuauflage des Katalogs viele Artikel aus dem Programm verschwinden, aber noch lange im Handel erhältlich sind. Dann ist der Neueinsteiger, der nur den aktuellen Katalog zur Hand hat aufgeschmissen. Auch lassen die Hersteller ihre Internetseiten ein bißchen verkümmern. Ist es heutzutage wirklich zu viel verlangt, eine Funktionalität zu implementieren, die nach Eingabe der Artikelnummer das zugehörige Bild und vielleicht sogar die eine oder andere Information bereithält? Von dieser Kritik ausnehmen möchte ich die Firma Arnold, die mit ihrem Online-Katalog die Zeichen der Zeit erkannt hat. (An dieser Stelle sei auch auf die Online-Modelldatenbank hingewiesen.)
Dann habe ich den Fehler begangen, weitere 70 Mark für den "Modellbahnplaner
2" auszugeben, eine klassische Fehlberatung des größten Spielzeugladens
hier vor Ort. Die Software bietet zwar alle gängigen Gleissysteme,
versagt aber bei Bogenweichen, Flex- und Variogleisen. Das Gebäude- und
Rollmaterial ist auf H0 beschränkt und die DKWs
lassen sich nicht so schalten, wie man das von ihnen erwartet. Wie gesagt -
ein Fehlkauf eben.
Aber - wenn auch vielfach mit Fehlern behaftet - ist so ein Programm zum ausprobieren
und rumspielen zweifelsohne allemal besser als Bleistift, Zirkel und Winkelmesser.
Denn auch diese Methode ist mir durchaus noch geläufig.
Raily für Windows in der alten Version
2.01 (11 MB) darf privat kostenlos genutzt werden.
Als nächstes stellte sich mir die Frage des
Gleissystems. Aufgewachsen bin ich mit Minitrix und kannte die Gleisgeometrie
noch fast im Schlaf. Minitrix bietet sechs unterschiedliche Radien und Geraden
mit vielen unterschiedlichen Längen, und ist das System der Wahl, wenn
man ungern Gleise zuschneiden möchte.
Ich habe mich dann für das Fleischmann-Gleis entschieden, das etwas teurer
ist, dafür aber das lästige Einschottern überflüssig macht.
Aber schon bei der Gleisplanung habe ich mich - von Minitrix verwöhnt -
dann über die schmale Auswahl an Gleisen geärgert. So war es mir zum
Beispiel unverständlich, wie man auf eine Gerade in Normgleisabstandslänge
verzichten konnte. Doch im Prinzip kommt man mit zwei Fleischmann-Gleisen aus:
dem Flexgleis (9106) und dem langen geraden Gleis (9100), von denen man sich
die gewünschten Längen abschneiden kann. Dies geht hervorragend mit
einem einfachen Seitenschneider für die Profile und einem scharfen Messer
für das Gleisbett beim Flexgleis, wenn man die Schnittstellen hinterher
ein bißchen abschmirgelt, bzw. mit einem Trennschleifer beim (starren)
9100 mit Hartplastik-Gleisbett.
Nicht fehlen dürfen in dieser Auflistung auch das Arnold-Gleis und das
Roco-Gleis. Besonders letzteres bietet sich wegen des günstigen Preises
und seiner Häßlichkeit geradezu für den Schattenbahnhof
an.
Profis schwören natürlich auf die Peco-Gleise und wer Auffahrten und
Brückengewirre liebt, sollte nicht angefangen haben zu bauen, ohne sich
das Kato-System angesehen zu haben (im Vertrieb von Noch zu finden).
Da die meisten von uns leider auch und vor allem Kostengründe entscheiden
lassen müssen, habe ich hier ein paar Gleissysteme nach Kosten-Gesichtspunkten
aufgeführt:
Roco
N
Minitrix
Fleischmann
Piccolo
Bei allen Anbietern fällt sofort auf, daß ein kurzes
Gleis unverhältnismäßig teuer ist, weshalb auch der Bastelmuffel
einmal ausrechnen sollte, was er spart, wenn er auf die günstige Meterware
Flexgleis zurückgreift. Die Ersparnis kann durch eine Excel-Tabelle ausgerechnet
werden, die zum Download bereit liegt (bisher nur für Fleischmann
und Minitrix).
Ein weiterer Vorteil ist die völlige Unabhängigkeit von der Hersteller-Geometrie,
Flexgleise passen immer. Außerdem erspart man sich auch einige der Gleis-Stromanschlüsse,
da durch weniger Schienenstöße auch weniger Innenwiderstand der Gleise
zustande kommt.
Der Vollständigkeit halber sollte nicht unerwähnt bleiben, daß
bei der Flexgleis-Variante auch noch die Schienenverbinder (nennt die heute
eigentlich niemand mehr Gleisschuhe?) kalkuliert werden müssen, die den
Flexgleisen nicht beiliegen. Und natürlich ein kleines Mehr an Arbeitsaufwand,
aber wer rechnet den schon...
Ein ausführlicher Vergleich der Gleissysteme findet sich bei Spurweite N.
Eine Menge kann man auch durch die
richtige Wahl seiner Bezugsquelle sparen. So kostet ein Fleischmann 45°
R1 Bogengleis (9120) beim größten Spielzeugladen hier vor Ort 3,75
Mark, bei LokShop zum Beispiel kostet das gleiche Gleis eine Mark weniger. So
lassen sich schnell mal 25% sparen, wenn man nur ein bißchen vergleicht.
Die Gleispreise in den Tabellen sind die des mir bekannten zur Zeit günstigsten
Anbieters. Das sind auffallend häufig www.modelleisenbahn.com
und www.lokshop.de. Wer
günstigere Einkaufsquellen (wie z. B. Kramm)
auftut, dem bin ich für jeden Hinweis
dankbar.
Eine Alternative ist auch der Kauf gebrauchter Schienen, der aber mit Vorsicht zu genießen ist. So ist ganz penibel auf den Zustand der Gleise zu achten, weil eine verzogene oder wacklige Schiene auf der Anlage den Spaß am Fahren gründlich vermiesen kann. Häufig sind auch die Schienenverbinder schon jenseits von gut und böse. Besonders Anfänger sollten sich auf Modellbahn-Börsen nicht von der Wortgewandtheit des Verkäufers blenden lassen und vielleicht mit kleinen Käufen langsam in das Thema hineinschnuppern. Das gilt übrigens nicht nur für die Gleise.
Mit der Planung des Gleisplans habe ich sehr viel Zeit
verbracht. Die zentrale Frage war: "Wie kriege ich ein Maximum an Gleisen
bei meinen bescheidenen Platzverhältnissen unter?" Ich hatte meiner
Lebensgefährtin nach zähen Verhandlungen die Erlaubnis einer Platte
von immerhin 200 x 100 cm abtrotzen können.
Hier mein erster Entwurf - noch bevor ich die Software erstanden hatte:
Es folgten noch viele Entwürfe und bei jedem war ich mir sicher: "Das ist er!" Und schon am nächsten Tag folgte ein besserer.
oder dieser
Mir ging es nie darum, die Realität möglichst gut abzubilden.
Das muß ich neidlos denjenigen
überlassen, die den Platz haben, in anderen Dimensionen zu bauen. Eine
2 Meter Platte entspricht eben nur 320m im Original. Und wo macht ein Zug schon
auf 150m eine 180°-Wende? Wenn man den Anspruch der Originaltreue aber erstmal
fallen gelassen oder wenigstens gelockert hat, dann treten andere Zielsetzungen
in den Vordergrund.
Ein Gleisplan ist meines Erachtens erst dann richtig gut, wenn dem Betrachter
keine Chance gelassen wird zu erkennen, wie die Gleisfigur insgesamt aussieht,
welche Schienenstränge wo zusammenlaufen, wo der Zug, der gerade im Tunnel
verschwindet, wieder zum Vorschein kommen wird.
Ich mußte dann allerdings erkennen, daß so ein Monster von 2-Meter-Platte zu unflexibel ist und habe in Modulen weitergeplant. Oder besser, um der NEM-Nomenklatur zu folgen muß ich sagen: in Segmenten.