Lokalbahn

Die Lokalbahn oder Sekundärbahn (die "Seku") in Mitteleuropa findet ihren Ursprung im ausklingenden 19. Jahrhundert, nachdem alle Zentren des wirtschaftlichen und politischen Lebens miteinander durch Eisenbahnlinien verbunden waren und die sich hieraus ergebende bis dahin unbekannte Mobilität von Personen, Gütern und Informationen zwischen diesen Zentren einen Strom der Bevölkerung vom Land in die Städte auslöste. Denn nur die Nähe zu einem Bahnhof bedeutete den Anschluß an die neue Welt der Mobilität - ab Bahnsteig war weiterhin der Fußmarsch die verbreitete Fortbewegungsart.

Politik und Gutsherren hatten ein Interesse daran, dieser Entwicklung durch die Verkehrsanbindung des ländlichen Raums entgegenzuwirken. Die notwendige Wirtschaftlichkeit der Seku erreichte man durch:

jeweils im Vergleich zur "großen" Eisenbahn.

Die Schmalspur in Verbindung mit der niedrigen Achslast ließ eine neue Art von Lokomotiven entstehen, die ihre Masse auf viele Achsen verteilen mußten und oftmals Meisterwerke der Ingenieurskunst waren. Ihre Gattungsbezeichnung war L (Lokalbahn, später 98), bzw. K (Schmalspur, später 99).

Auch die naheliegende Umstellung auf Triebwagen-Betrieb konnte die meisten Lokalbahnen nicht retten. Die übermächtige Konkurrenz des erstarkenden Straßenverkehrs bereitete einer um der anderen Seku ein undankbares Ende. Trotzdem schafften es Eisenbahnfreunde, einige Strecken dem Museumsbahnbetrieb und damit der Nachwelt zu erhalten.

Was übrigens ein Grund dafür ist, daß das heute in den Köpfen der meisten Menschen vorherrschende Bild von der Ära der Dampftraktion eine Verfälschung erfahren hat: Mit verklärtem Blick wird die kleine Bimmelbahn gesehen, die übers freie Feld schnauft, aber die mächtigen Dampfloks vom Schlage einer Baureihe 01, oder die emsigen und unermüdlichen P8, die zu ihrer Zeit hochmodern waren und das Rückgrat der Mobilität und damit der Nährung des Wohlstands und der wirtschaftlichen Entwicklung bildeten, geraten mangels Präsenz zusehends in Vergessenheit.

Home